Alles anders: Was ich 2019 gelernt habe

Wenn ich mein Jahr 2019 in zwei Worten zusammenfassen müsste, würde ich sagen: Alles anders. Ich glaube, es gab noch kein Jahr in meinem Leben (zumindest von den Jahren, an die ich mich bewusst erinnere), das von so viel Veränderungen geprägt war, wie dieses. Das Gute am Wort Veränderung ist, wie ich finde, dass es nicht wertend ist. Es ist weder positiv noch negativ, oder besser gesagt, es kann beides sein.

Und genau so war dieses Jahr.

Angefangen hat es mit dem Schlimmsten, was ich mir vorstellen konnte. Mit dem viel zu plötzlichen und viel zu frühen Abschied von meinem geliebten Papa. Jeder Gedanke daran zerreißt mir immer noch das Herz und jetzt, fast ein ganzes Jahr später, habe ich das Gefühl, dass ich überhaupt erst beginne, es zu realisieren. 

Doch dieses unfassbar traurige Ereignis hat zugleich auch so viel Kraft in mein Leben gebracht. Den schlimmsten Albtraum zu erleben und zu überleben hat mir eine enorme innere Stärke gegeben. Es hat mir gezeigt, was ich aushalten kann, wozu ich fähig bin und dass ich so viel stärker bin, als ich es jemals gedacht hätte.

Auch hat es mir Mut gegeben. Mut zu Veränderung, Mut zu Entscheidungen, Mut hinzuschauen, Mut zu handeln, statt zu warten. Mut für das loszugehen, was mir wirklich wichtig ist und aufzuhören, meine eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen.

Also ja, es ist verdammt schwer (und in schwachen Momenten komplett unmöglich), in so einem Ereignis etwas Positives zu sehen – aber es ist möglich. 

Denn es kommt immer darauf an, wie man die Dinge betrachtet und am Ende des Tages bist es allein du selbst, die darüber entscheidet, wie du Ereignisse bewertest.

Entscheidungen waren übrigens auch eine Sache, von der mein Jahr 2019 geprägt war. Und hier rede ich nicht von den kleinen Entscheidungen, die unseren Alltag begleiten. Sondern von den großen. Die, vor denen wir uns gerne drücken, weil sie verdammt viel mit sich ziehen.

Ich kann dir sagen: Es sind die unangenehmsten Entscheidungen, die dich am meisten weiterbringen, wenn du sie einmal getroffen hast. Es bringt also nichts, sie vor dir herzuschieben. Und wenn du dir einmal erlaubst, ehrlich hinzuschauen, wirst du feststellen, dass du die eine Entscheidung, die du schon so lang vor dir herschiebst, in dir drin schon längst getroffen hast.

Du musst nur noch bewusst hinsehen und den Mut haben, deiner Angst vor der Veränderung oder dem Schmerz, die diese Entscheidung mit sich zieht, nicht zu weichen. Denn wie dramatisch wäre es, wenn diese Angst dich davon abhält, dein volles Potential auszuschöpfen oder genau das zu leben, was du dir im tiefsten Inneren wünschst?

Eine weitere Sache, die mich durch dieses Jahr getragen hat (und ohne die ich es niemals so gut durchgestanden hätte) war genau die Erkenntnis, dass positiv und negativ, gut und schlecht, traurig und glücklich, weinen und lachen, dass all diese Dinge sich nicht gegenseitig ausschließen müssen, sondern koexistieren können.

Ich kann mich am gleichen Tag völlig verzweifelt fühlen und das Gefühl haben, dass ich in ein schwarzes Loch falle, und eine Stunde später kann ich über einen blöden Witz einer Freundin lachen. Ich kann morgens mit mir kämpfen, um überhaupt aufzustehen und abends so motiviert an einem Projekt arbeiten, dass ich gar nicht mehr schlafen gehen will.

In den ersten Monaten nach dem Tod von meinem Papa ist es mir schwer gefallen, ganz normale Alltagstätigkeiten (wie zum Beispiel meine Arbeit, die mir ja viel Spaß macht) oder Freizeitaktivitäten und schöne Ereignisse zu genießen, ohne diese Stimme im Hinterkopf zu hören, die sagt: „Wie kannst du so etwas belangloses machen, du verdrängst doch nur, du solltest eigentlich…“ und so weiter.

Doch ab dem Moment, als ich mir erlaubt habe zu akzeptieren, dass sich Trauer und Glück nicht gegenseitig ausschließen, war es wie eine Erlösung. Denn so weiß ich in meinen tiefsten und schwächsten Momenten, dass es auch die andere Seite gibt. Dass ich trotzdem glücklich sein kann, auch wenn ich traurig bin.

Und letztendlich können wir nur dann, wenn wir die tiefste Trauer und Verzweiflung erlebt haben, wahres Glück empfinden.

10 Antworten

  1. Hallo Lea,

    mein herzliches Beileid zum Tod deines Papas, auch wenn es schon eine Weile her ist.
    Der Tod von meinem Papa hat sich jetzt im November zum 5. Mal gejährt und es tut oft immer noch weh. Aber es wird aushaltbarer; man lernt, damit umzugehen-

    “Und letztendlich können wir nur dann, wenn wir die tiefste Trauer und Verzweiflung erlebt haben, wahres Glück empfinden. ” – Word! Ohne den Kontrast dieser schmerzlichen Gefühle würden Freude, Dankbarkeit und so weiter gar nicht existieren… auch wenn es verflucht weh tut, sie sind notwendig. Sonst wäre alles nur ein stumpfer, gleichgültiger Einheitsbrei.

    Was du schreibst, klingt unheimlich stark. Ich wünsche dir für 2020 mindestens ebenso viel Kraft, Energie und Mut, auf dass es ein richtig wunderbares Jahr für dich wird. <3

    Liebe Grüße
    Anne

    1. Liebe Anne,
      vielen vielen Dank für deine lieben und ehrlichen Worte. Es tut gut, sie zu lesen.
      Ich wünsche dir ein entspanntes Weihnachten und auch für dich ein grandioses 2020.
      Alles Liebe
      Lea

  2. Liebe Lea, deine Worte treffen mich Mitten ins Herz! So ähnlich habe ich auch gelernt mit einem
    plötzlichen Verlust zu leben. Und beim nächsten war ich mit diesem Mindset besser vorbereitet. Ich wünsche dir zu Weihnachten Zeit um zurückzublicken, Zeit um den Moment zu genießen und Zeit um neue Pläne zu schmieden.

  3. Liebe Lea,

    Erst einmal möchte ich dir ein großes Lob aussprechen dafür, dass du so viel Offenheit in deinen Blog trägst. Es ist schwer über so ein Thema zu sprechen. Aber es kann auch befreiend wirken.
    Von mir noch mein herzliches Beileid. Es ist immer schwer jemanden zu verlieren egal ob Familie oder Freund.
    Für mich war das Jahr 2019 auch ein Jahr der Veränderung. Es gab drei Op’s (davon 2 geplant und eine durch ein blödes Missgeschick ist das Kreuzband gerissen). Durch die ganzen Ausfälle habe ich die Seite einer Person kennengelernt, die ich nicht so erwartet hätte. Es gab Enttäuschungen und es hat bei mir eine andere Denkensweise ausgelöst. Weiterhin habe ich gelernt aufgrund des Ausfalls mit meiner Mee-time bewusster umzugehen und daraus positive Kraft zu schöpfen. Es entstehen dadurch wundervolle Werke. Egal ob aufgrund deines Bootcamps liebe Lea oder dass der watercolor Akademie. Ich bin einfach froh dich und deine Arbeit kennengelernt zu haben. Und auch über Instagram einige andere tolle Künstler zu sehen was alles so möglich ist.
    Ich wünsche dir liebe Lea für das Jahr 2020 einfach mega viel Spaß, Erfolg und tolle Ideen.
    Vielleicht schaffe ich das ja doch noch aus dem Norden Schleswig-Holsteins zu einem persönlichen Workshop nach München zu kommen. Dafür müsste ich allerdings ein Wochenende buchen.
    Bis dann eine besinnliche Weihnacht mit tollen Erinnerungen und herzlichen Menschen und komm gut ins Jahr 2020.
    Liebe Grüße Yvonne

  4. Meine Liebe, fühl dich gedrückt und mein herzlichstes Beileid zu deinem Verlust…
    Ich danke dir für deinen Rückblick und deine Worte, in denen ich mich an vielen Stellen wiederfinde :(
    Ich musste meine Mama vor 4 Monaten gehen lassen und an vielen Tagen existieren Wut und Verzweiflung neben der Dankbarkeit dafür, dass ich sie auf ihrem letzten Weg, der völlig überraschend und viel zu früh kam, begleiten durfte.
    Ich hadere heute noch oft mit den Gegensätzlichkeiten, die manchmal ein einzelner Tag mit sich gebracht hat und immer noch bringt.
    Da ist diese alles ausfüllende Leere, die Traurigkeit der Gewissheit, dass nichts mehr so sein wird, wie es war. Und trotzdem gibt es Gutes und Schönes, das man genießen kann und muss. Denn es geht immer weiter…
    Ich wünsche dir von Herzen ein schönes Weihnachtsfest! Auch wenn es wohl ganz anders sein wird!

    1. Das tut mir sehr sehr Leid für dich! Du hast das wirklich nochmal sehr schön in Worte gefasst…. Fühl dich gedrückt und ich wünsche dir in der Weihnachtszeit ganz viel Kraft und Zeit, um neue positive Energie zu tanken.
      Alles Liebe
      Lea

  5. Liebste Lea,

    Wow. Deine Worte haben mich zu Tränen gerührt. Gerade weil Verlust auch mein Thema war in diesem Jahr, musste ich doch kurz vor Weihnachten noch meine liebste Omi verabschieden, die wie eine Mutter für mich war und auch wenn für jeden einmal die Zeit kommt, so wird das Herz doch so schwer.
    Ich bewundere deine Kraft und deine Weisheit in deinem doch noch so zarten Alter und es tut mir leid, dass du schon so früh solch schmerzliche Erfahrungen machen musstest. Aber wie du schon richtig erkannt hast: Trauer und Glück sind oft nahe beieinander, das Leben ist endlich und es ist so wichtig aus den schönen Momenten Kraft zu schöpfen um gerüstet zu sein für das, was noch kommt.
    Ich wünsche dir von Herzen alles Gute. Behalte dir deine positive Haltung, lass die Traurigkeit raus und zelebriere das Leben und die Herausforderungen, vor die du gestellt wirst. Lass dich nicht von deinem Weg abbringen. Fühl dich gedrückt und umarmt. Claudia

  6. Danke für Deine offenen Worte (ich wusste das noch gar nicht mit Deinem Papa) und ich bewundere Dich für Deine Stärke! Ich wünsche Dir, dass Du immer gut auf Dich aufpasst und auch 2020 genug Pausen einlegst – auch wenn die Ideen nur so sprudeln :-)
    Genieße die offline Zeit über die Feiertage, so gut es geht :-)
    Bin gespannt, was da alles so kommt und sende liebe Grüße

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